In einer atemberaubenden Rede auf dem CDU-Parteitag hat Bundeskanzler Friedrich Merz nicht nur die eigene Glaubwürdigkeitskrise thematisiert, sondern ein fundamentales Ende der globalen Sicherheitsarchitektur eingestanden. Die Ära der Pax Americana, die jahrzehntelange Friedensordnung unter US-Führung, sei für Europa und Deutschland vorbei, erklärte Merz unter wachsendem Beifall der Delegierten. Diese historische Zäsur, ausgelöst durch einen radikalen Kurswechsel Washingtons, wirft Deutschland unvorbereitet in eine neue Ära der Unsicherheit.

“Die Jahrzehnte der Pax Americana sind für uns in Europa und auch für uns in Deutschland weitestgehend vorbei”, sagte Merz wörtlich und traf damit einen Nerv, der die politische Landschaft durchzuckte. Die Vereinigten Staaten würden nun “sehr, sehr hart” ihre eigenen Interessen wahrnehmen, ohne Rücksicht auf traditionelle Bündnisstrukturen. Diese Aussage, von vielen als stillschweigende Wahrheit hinter vorgehaltener Hand gewertet, markiert einen Wendepunkt in der offiziellen deutschen Außenpolitik.
Merz gestand ein, dass diese Veränderung “durch Ereignisse, die wir gar nicht in der eigenen Hand haben”, erzwungen wurde. Er nannte explizit die Zollpolitik der USA und machte unmissverständlich klar, dass diese strategische Wende kein vorübergehendes Phänomen sei. “Trump ist nicht über Nacht gekommen und diese Politik der Amerikaner wird über Tag nicht einfach wiedergehen”, so der Kanzler und warnte sogar vor einer Verschärfung unter einem möglichen Nachfolger.
Während dieser außenpolitische Paukenschlag die internationale Bühne erschütterte, offenbarte der Beginn der Rede tiefe innenpolitische Verwerfungen. Sieben Monate nach seinem Amtsantritt räumte Merz erstmals öffentlich einen erheblichen Verlust an Glaubwürdigkeit ein. “Ich weiß, dass das auch die Glaubwürdigkeit der Union erheblich belastet, auch meine Glaubwürdigkeit”, gestand er der Parteibasis. Dieses Eingeständnis wurde von Beobachtern als direkte Reaktion auf katastrophale Umfragewerte und wachsenden öffentlichen Unmut gewertet.
In einer bemerkenswerten Rechtfertigungsstrategie verwies Merz die Forderung nach schnellen Lösungen und Ergebnissen ins Reich des Undemokratischen. Tempo werde als undemokratisch dargestellt, das Ersetzen von Versagen als Instabilität gerahmt. “So kann man ein Land nicht führen, liebe Kolleginnen und Kollegen”, rief er aus und verteidigte den mühsamen Weg der Koalition mit den Sozialdemokraten. Diese Botschaft stieß jedoch auf scharfe Kritik.

Oppositionelle Stimmen und politische Analysten werfen dem Kanzler vor, mit dieser Argumentation jede Kritik an politischem Versagen zu ersticken. “Niemand hat nach autoritärer Herrschaft verlangt. Die Menschen haben Ergebnisse verlangt”, lautete der unmittelbare Gegenwind in sozialen Medien und politischen Talkshows. Die pauschale Abwehr von Kritik als undemokratisch gelte nicht als Verteidigung, sondern als Aushöhlung der Demokratie, so der Tenor.
Gleichzeitig betonte Merz die Notwendigkeit einer “fundamentalen Modernisierung” des Landes. Das “Haus Bundesrepublik Deutschland” müsse von Grund auf saniert werden, eine Aufgabe, die nicht in Tagen oder Wochen zu lösen sei. Er griff dabei explizit Forderungen aus der Wirtschaft nach klaren 100-Tage-Programmen und konsequentem Projektmanagement an, die er als unvereinbar mit dem Regieren in einer Demokratie darstellte.
Die eigentliche Brisanz liegt jedoch in der Verknüpfung der inneren mit der äußeren Krise. Während die Koalition im Innern um Handlungsfähigkeit ringt, zieht sich der sicherheitspolitische Rückhalt nach außen dramatisch zurück. Merz forderte eine ebenso harte Wahrnehmung deutscher Interessen, wie sie nun die USA praktizierten. “Da hat Trump offenbar einen Nerv getroffen”, kommentierten Beobachter den offenkundigen Kurswechsel des Kanzlers.
Die Rede war auch ein Appell an das historische Erbe und ein Schlag gegen die politischen Ränder. Merz bekräftigte sein Festhalten an einer “offenen, freiheitlichen Gesellschaft” und einer “verteidigungsbereiten Demokratie”. Mit scharfen Worten wandte er sich gegen diejenigen, “die sich ganz links oder mehr noch ganz rechts jetzt sogenannte Alternative für Deutschland nennen”. Diesen wolle er den Auftrag nicht streitig machen lassen.

Die Reaktion im Saal war gespalten. Während lange Passagen mit standing ovations bedacht wurden, blieb an kritischen Stellen betretenes Schweigen. Vor allem das Eingeständnis des Glaubwürdigkeitsverlusts und das Ende der Pax Americana wurden mit ernster Miene aufgenommen. Die Frage, ob diese Rede das Vertrauen in den Kanzler zurückgewinnen kann, bleibt offen und dominiert die politische Debatte.
Experten bewerten die Ansprache als historisches Dokument einer Zeitenwende. Nicht nur die transatlantischen Beziehungen stünden vor einer “fundamentalen Veränderung”, auch die deutsche Politik müsse sich neu erfinden. Die Ära des unbedingten Vertrauens in den amerikanischen Sicherheitsschirm ist laut Merz definitiv beendet. Deutschland stehe nun vor der größten außen- und sicherheitspolitischen Herausforderung seit der Wiedervereinigung.
Die strategischen Konsequenzen sind noch nicht abzusehen. Ein verstärktes europäisches Engagement, massive Investitionen in Verteidigung und eine neue diplomatische Offensivstellung werden als unausweichlich gehandelt. Ob die aktuelle Koalition unter Merz jedoch die nötige Handlungsstärke und Geschwindigkeit aufbringen kann, bezweifeln viele. Die innere Zerrissenheit droht, die Antwort auf die äußere Herausforderung zu lähmen.
In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob diese Rede als mutige Bestandsaufnahme in die Geschichte eingeht oder als Dokument der Überforderung. Sicher ist, dass die Welt, in der Deutschland seine Außenpolitik der letzten siebzig Jahre gestaltet hat, nicht mehr existiert. Der Rückzug der USA zwingt Europa und insbesondere Deutschland zu einem Akt der Selbstbehauptung, für den Merz in seiner Rede zwar das Problem benannte, jedoch noch keine überzeugende Lösung skizzieren konnte.